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Ukraine: Michael Chobanian, wie hilft Krypto im Krieg gegen Russland?

source-logo  btc-echo.de 01 Mai 2022 06:55, UTC

Michael Chobanian wäre vor dem Krieg fast verhaftet worden. Jetzt kauft er mit Bitcoin kugelsichere Westen und Medizin für die Ukraine. Ein Interview mit dem “Paten der Kryptowährungen”.

Michael Chobanian gilt in der Ukraine als “Pate der Kryptowährungen”. Der Sohn eines Bergarbeiters wird einer der ersten ukrainischen Bitcoin-Miner, 2015 gründet er mit Kuna die erste Krypto-Börse des Landes und stellt den ersten Bitcoin-Automaten auf.

Heute leitet der 38-Jährige die offizielle Krypto-Spendenkampagne der ukrainischen Regierung. Über 100 Millionen US-Dollar in Kryptowährungen kommen im März zusammen. Der Staat kauft damit kugelsichere Westen und Medizin zur Versorgung der Truppen und Bevölkerung im Krieg gegen Russland.

In der kommenden Ausgabe des BTC-ECHO-Magazins lest ihr die ganze turbulente Lebensgeschichte des Mannes, der vom Staatsfeind im Krieg zum Krypto-Krieger der Ukraine wurde.

Für das Interview antwortete Michael Chobanian über Sprachnachrichten auf Telegram.

BTC-ECHO: In deiner Heimat herrscht Krieg, Gefahr und Unsicherheit. Du fliegst gerade im Auftrag der ukrainischen Regierung durch die Welt, in friedliche Länder. Fällt es dir schwer, diese beiden Realitäten miteinander in Einklang zu bringen?

Michael Chobanian: Für mich ist es eine unreale Situation. Letzte Woche war ich in Paris, jetzt bin ich in Asien. Ich lebe die meiste Zeit im Flieger. Manchmal vergesse ich kurz, dass in meiner Heimat eine Katastrophe passiert. Dann lese ich die Nachrichten und sofort wird mir wieder klar, wie schlimm es ist.

Meine Familie und ich flohen am Tag des Kriegsbeginns. Wenn ich heute einen lauten Knall oder die Zikaden in der Nacht höre, schrecke ich auf. Ich denke dann an den Fliegeralarm und die Bomben, die uns an diesem Morgen in Kiew aus dem Schlaf rissen. Mein Nervensystem hat sich noch nicht davon erholt.

Aber ich habe Glück. Viele Ukrainer haben nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf. Es ist furchtbar. Ich muss meinem Land helfen. Das ist meine Pflicht.

BTC-ECHO: Du hast Bitcoin im Jahr 2011 für dich entdeckt und Kryptowährungen zwei Jahre später zu deinem Vollzeitjob gemacht. Wie lief das ab? Was dachten deine Freunde und Familie darüber?

Michael Chobanian: Unsere Familiengeschichte hat eine gewisse Ironie. Mein Vater schuftete sein ganzes Leben als Bergarbeiter in Kohleminen, wie schon sein Vater vorher. Ich schürfte später Bitcoin in seinem Büro.

Als ich 2011 das erste Mal von Bitcoin hörte, habe ich nicht an ihren Wert geglaubt. Erst im Zuge der Bankenkrise in Zypern zwei Jahre später änderte sich das. Der Kauf von Bitcoin war der einzige Weg, wie Menschen ihr Vermögen vor der Regierung retten konnten.

Ich dachte: Wenn Bitcoin einen vor der Tyrannei des Staates schützen kann, sollte ich es studieren. Und das tat ich, fast eineinhalb Jahre. Es war überwältigend.

BTC-ECHO: Du leitest heute die offizielle Krypto-Spendenkampagne der Ukraine. Wie hat sie den Blick dort auf Kryptowährungen verändert?

Michael Chobanian: Die Kampagne hat viele Leben gerettet. Eine Bitcoin-Transaktion dauert fünfzehn Minuten, Geld aus dem Ausland per SWIFT zu schicken zwei Tage oder länger. Die Menschen im Militär und der Regierung verstehen nun: Krypto hat einen Wert für sie – und für unser Land.

Die ukrainische Nationalbank kämpft zwar noch gegen Krypto. Aber der Krieg hat die meisten Skeptiker in Unterstützer verwandelt. Krypto wird bleiben. Es ist jetzt Mainstream. Das ist vielleicht die einzige positive Sache aus diesem Krieg.

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