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Ethereum Dienste im Stillstand – Chaos bei Infura führt zu Ausfall von Binance und Co.

source-logo  cryptomonday.de 11 November 2020 18:00, UTC

Viele Ethereum Anwendungen stehen still. Der Grund ist der ETH-Infrastrukturanbieter Infura, der derzeit mit einem technischen Problem zu kämpfen hat. Das führte dazu, dass viele Dienste auf der Ethereum Blockchain nicht mehr funktionieren. Darunter fallen aber nicht nur dezentrale Anwendungen wie Uniswap oder Wallets wie MetaMask, sondern auch zentralisierte Börsen wie Binance.

Ethereum Dienste stehen still

Seit heute morgen geht in DeFi fast nichts mehr. Um kurz nach 9 Uhr deutscher Zeit schrieb Infura auf seiner Statusseite folgendes:

Wir haben derzeit einen Dienstausfall für unsere Ethereum Mainnet API. Unser Bereitschaftsteam untersucht und arbeitet daran, die Funktionalität des Dienstes wiederherzustellen

Der Ausfall von Infura führte dazu, dass viele zentrale Börsen die Abhebung von ETH und ERC20-Token gestoppt haben. Zudem ließen sich Metamask, Uniswap und auch andere Anwendungen auf Ethereum nicht mehr nutzen.

Infura scheint ein beliebter Dienstleister für Ethereum Nodes zu sein, auf den sich nicht nur kleinere Unternehmen und Projekte verlassen, sondern auch milliardenschwere Börsen.

Chain Split bei ETH

Der CEO von Binance, Changpeng „CZ“ Zhao, sagte, die Börse untersuche einen möglichen Chain Split der Ethereum Chain im Block 11234873. „Etherscan und Blockchair zeigen zwei verschiedene Chains und Daten nach diesem Block. Wir sind jetzt dabei, eine Lösung zu finden, haben aber die Auszahlungen vorübergehend gestoppt“, sagte CZ.

Nikita Zhavoronkov, Chefentwickler bei Blockchair, erklärte das Problem in einem Twitter-Thread. Er sagte, die Ethereum Entwickler hätten eine Änderung im Code eingeführt, die zu einem Chain Split ab Block 11234873 geführt habe. Diejenigen Dienstanbieter, die ihre Knoten nicht aktualisiert haben, wie Infura und Blockchair, blieben in einer anderen Chain stecken.

„Technisch gesehen war das eine unangekündigte Hard Fork“, sagte Schaworonkow. „Etwas Ähnliches passierte mit Bitcoin vor 7 Jahren, als es ein Datenbank-Upgrade gab…Fix: upgrade geth und run debug.setHead(11234872). Geth ist ein Werkzeug, das zum Ausführen eines Ethereum Full Nodes verwendet wird.

(1/2) Ok, so what happened today on #Ethereum🦄:

1. At some point Ethereum developers introduced a change in the code that led today to a chain split starting from block 11234873 (07:08 UTC)

2. Those who haven’t upgraded (@Blockchair, @infura_io, some miners, and many others)… pic.twitter.com/mbRYFU5tgn

— Nikita Zhavoronkov (@nikzh) November 11, 2020

Péter Szilágyi, Teamleiter bei der Ethereum Foundation, räumte ein, dass das Problem technisch gesehen eine „unangekündigte Hard Fork“ von einer „schlechten Chain zur guten“ sei.

„Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass die stillschweigende Behebung eines Fehlers, der seit mehr als 2 Jahren schlummert, viel geringer, als das Bewusstsein dafür zu wecken. Wir bemühen uns, den potenziellen Schaden zu minimieren“, sagte Szilágyi.

Ethereum Entwickler M. H. Swende sagte, die Infura Problematik sei eine Mahnung, die Knoten auf dem Laufenden zu halten.

Infura stark betroffen

Nach der Veröffentlichung dieser Meldung um 10 Uhr deutscher Zeit teilte Infura mit, dass es zusätzliche Kapazitäten für die betroffenen Komponenten online gebracht hat und weiterhin die Grundursache des Ausfalls untersucht.

Zu den betroffenen Komponenten gehören Ethereum Mainnet-Archivdaten, Mainnet-Filter, Mainnet-Protokolle, Mainnet WebSocket JSON-RPC API und Mainnet HTTPS JSON-RPC API. In all diesen Segmenten kommt es zu „größeren“ Ausfällen.

Später, um kurz vor 11 Uhr deutscher Zeit, teilte Infura mit, dass sie die Grundursache identifiziert habe und einen Fix zur Wiederherstellung der Servicefunktionalität vorbereitet.

Einige konkurrierende Anbieter von Ethereum-Infrastrukturen, darunter BlockCypher, QuikNode und Alchemy, arbeiteten zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels einwandfrei.

Binance hat die Auszahlung um etwa 11 Uhr deutscher Zeit wieder aufgenommen.

Dienste dürfen sich nicht nur auf Dritte verlassen

Paolo Ardoino, CTO von Bitfinex, sagte gegenüber, dass Krypto-Börsen ihre eigenen Ethereum-Knotenpunkte betreiben sollten. „Während Infura der Kryptoindustrie einen wichtigen Dienst anbietet, sollten die Börse nicht in die Falle tappen, von zentralisierten Parteien abhängig zu sein, während sie sich in einer dezentralisierten Industrie wie der Kryptoindustrie befinden“, sagte Ardoino. (Bitfinex betreibt seine eigenen Ethereum-Knoten).

Um 12:23 deutscher Zeit sagte Infura, die Ursache sei auf mehrere Komponenten innerhalb seiner Infrastruktur zurückzuführen, die an eine ältere stabile Version des Go-Ethereum-Clients gebunden waren, der „einen kritischen Konsens-Bug im Block 11234873 aufwies.

„Dies betraf mehrere Geth-Versionen, darunter 1.9.9 und 1.9.13. Komponenten, die 1.9.19 und später liefen, waren davon nicht betroffen. Eine vollständige Obduktion wird abgeschlossen und nach der Klärung des Vorfalls zur Verfügung gestellt werden“, sagte Infura.

Es ist nach wie vor erschrecken, wie hoch die Abhängigkeiten in einem dezentralen Netzwerk nach wie vor sind. Das sollte ein Weckruf für alle dApps und Dienstleister sein, die Ethereum oder anderen Blockchain Lösungen nutzen.

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