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Ethereum: Warum der ETH-Kurs trotz erfolgreichem Merge abstürzt

source-logo  btc-echo.de 23 September 2022 07:00, UTC

Ethereum fiel seit dem Merge um 20 Prozent. Ein Fall von “Sell The News”? Vermögensverwalter Coinshares sieht tiefere Ursachen. Ein Interview.

Die ganze Kryptowelt wartete monatelang auf den Merge, das größte Update von Ethereum. Als es am 15. September reibungslos über die Bühne ging, reagierte der Markt – mit einem Preisverfall von fast 20 Prozent über die Woche. Ein Fall von “Buy The Rumors, Sell the News?” James Butterfill, Forschungsleiter von Coinshares, dem größten europäischen Vermögensverwalter für digitale Assets, sieht andere Mächte am Werk. Und schwere Zeiten voraus. Ein Interview.

BTC-ECHO: War der Merge für Sie ein Erfolg?

James Butterfill: Er verlief aus technischer Perspektive reibungslos. Die Validatoren, die das Netzwerk am Leben halten, partizipieren zu 99 Prozent. Was viele nicht wissen: Mit seinem Proof-of-Stake-Modell ist Ethereum auch die erste Kryptowährung, die einen fünfprozentigen Zinssatz bei gleichzeitiger Deflation bietet.

BTC-ECHO: Können Sie genauer erklären, was das Zinsmodell von Ethereum einzigartig macht?

Butterfill: Die meisten Kryptowährungen generieren ihren Zins dadurch, das sie Gebühren umverteilen und vor allem mehr Coins drucken. Solana tut das beispielsweise. Die Gesamtumlaufmenge der Tokens wächst dadurch jedes Jahr. Bei Ethereum ist es jetzt andersherum. Es werden mehr Tokens verbrannt, als man neu herausgibt. Der Supply wird also sinken. Ich glaube, zwischen 1 und 2 Prozent jährlich.

BTC-ECHO: Der Preis von Ethereum fiel nach dem geglückten Merge. Hat Sie das überrascht?

Butterfill: Ja, sehr sogar. Viele sehen darin einen typischen Fall von “Buy the Rumor, Sell the News”. Ich glaube, es ist einfach ungünstiges Timing und hat viel mehr mit der politischen Lage zu tun. Die FED erhöht seit Monaten aggressiv den Leitzins. Das führt dazu, dass Staatsanleihen gerade auch gute Zinsen abwerfen, bei viel geringerem Risiko. Außerdem sieht sich der Krypto-Sektor immer stärker dem Druck der US-Regulatoren ausgesetzt.

BTC-ECHO: Inwiefern betrifft das Ethereum?

Butterfill: Die US-Finanzaufsicht SEC behauptet, dass das Netzwerk komplett in ihren Zuständigkeitsbereich fällt, weil die meisten Validatoren in den Vereinigten Staaten sitzen. Außerdem deutete die SEC mehrfach an, dass Proof-of-Stake-Blockchains im Sinne illegale Wertpapiere seien. Ripple steht seit Jahren aus diesem Grund vor Gericht. Es besteht eine Verunsicherung darüber, wie hart die Regulatoren bei Ethereum zuschlagen werden.

BTC-ECHO: Wann wird sich die Stimmung am Markt drehen?

Butterfill: Ich fürchte, das wird nicht passieren, bevor die FED ihre Zinspolitik ändert und es mehr regulatorische Klarheit vonseiten der SEC gibt.

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