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Ethereum 2.0: Wird der Merge zum Steuerdrama?

source-logo  btc-echo.de 10 September 2022 06:20, UTC

Der Ethereum Merge steht vor der Tür und bringt maßgebliche Änderungen mit sich. Doch wie verhält es sich dabei mit den Steuern?

Nach dem erfolgreichen Bellatrix Update vom 6. September dürfte klar sein: Nächste Woche wird der Ethereum Merge (hoffentlich erfolgreich) stattfinden. Damit folgen aber auch maßgebliche Änderungen im Netzwerk. Das wirft auch die Frage in den Raum: Wie sind die Ereignisse um den Merge steuerrechtlich zu bewerten?

Neue Chain, neue Token?

Mit dem Wechsel des Konsensmechanismus finden technisch gesehen auch neue ETH-Coins ihren Weg zu Hodlern: die Proof of Stake ETH Coins. Aus ETH-alt wird ETH-neu, auf einer Basis von 1:1. Dieser Prozess ist als Soft Fork zu betrachten. Für Nutzer ändert sich steuerrechtlich hierbei nichts. Der neue Proof of Stake Coin verhält sich in dieser Hinsicht wie die zuvor gehaltenen Token.

Das bestätigt auch Werner Hoffmann, Geschäftsführer der Pekuna GmbH, die sich auf Lösungen zur Besteuerung von Kryptowährungen spezialisiert hat.

Der Anschaffungszeitpunkt sollte sich also bei den neuen Coins nicht ändern und den Alten gleichen. Ganz anders könnte es sich jedoch bei der drohenden Hardfork Ethereums verhalten. Hier rollt vielleicht sogar ein größeres Problem auf Anleger zu.

Ethereum Hardfork und ihre Folgen

“Die Auswirkungen eines möglichen ETH-Forks sind steuerlich tatsächlich eine komplette Katastrophe”, warnt Hoffmann. Bekannt ist inzwischen, dass einige Miner sich gegen den Wechsel des Konsensmechanismus wehren werden. Diese planen beim Merge die Ethereum-Blockchain zu spalten und einen neuen Ethereum Proof of Work Coin (ETH-POW) zu schaffen.

Das Problem: Bei dieser Spaltung kopieren sich in der Theorie auch alle Coins der Blockchain, samt ETH. Es entstehen also neue Coins, die den Haltern der bestehenden Ethereum Coins zufließen. Dies kann als eine Art “Zwangsanschaffung” gesehen werden – egal ob Halter dies wollen oder nicht. Dafür würden dann aber auch Steuern fällig. Ein wahres Albtraum-Szenario zeichnet sich ab.

Denn mit den neuen Coins müssten laut Bundesfinanzministerium die Anschaffungskosten rückwirkend neu berechnet und nach Verhältnissen aufgeteilt werden. Aufgeführt hat das BMF diese Ertrags-steuerrechtliche Behandlung in einem Schreiben vom Mai.

Pekuna kritisierte diese Regelung bereits. Das Unternehmen warnte im Juli 2021 in einer Stellungnahme zu einem Entwurf des Schreibens vor der drohenden Komplikation durch die aktuell geltende Bewertungsmethodik für Hardforks:

Zuerst müssten alle Forks eines Assets ermittelt und zeitlich eingeordnet werden, danach die Startkurse sowie die Kurse der Hauptwährung bestimmt werden. Nachdem der Berechnende die beiden Kurse in ein Verhältnis gestellt hat, müsste er für jeden Anschaffungsvorgang fiktive Anschaffungen für den später geforkten Coin erstellen.

Pekuna GmbH

Die Dokumentation des ganzen wäre jedoch unvorstellbar komplex. Auf diese müssen Halter sich aber einstellen.

Wohin mit den Coins?

Im Falle eines reibungslosen Ablaufs ohne Spaltung wäre die Welt für ETH-Hodler noch in Ordnung. Sollte eine Hardfork aber stattfinden, müssten sie sich im Klaren über die Auswirkungen sein.

Hoffmann zeigt sich dennoch alarmiert. Den Meisten sei das Ausmaß dieser Problematik noch nicht bekannt. Seine Firma stehe bereits in Kontakt mit dem BMF, um zu versuchen, eine “Steuerkatastrophe” abzuwenden.

Den Ethereum-Haltern sind seiner Meinung nach gewissermaßen die Hände gebunden. Wer die Coins aus einer Hardfork nicht erhalten möchte, könne sein bestehendes Ethereum-Guthaben höchstens auf eine Börse einzahlen, die ETH-POW nicht unterstützt. Ohne Zufluss der geforkten Coins könne es so auch keine Steuer geben.

Ansonsten müsse man sich mit der steuerlichen Behandlung auseinandersetzen. Als sinnvollere Bewertung erachtet Hoffmann die Methode, “den Wert zum Zeitpunkt der Entstehung des Split Coins mit null zu definieren und den Ausgangs-Coin nicht anzufassen.”

Zwar könne man die Coins nach Ablauf der Spekulationsfrist von einem Jahr steuerfrei verkaufen. Sollte der Preis des ETH-POW in der Zwischenzeit dramatisch steigen, sei für viele aber die Versuchung groß, die “geschenkten Coins” zu verkaufen.

Eine konkrete Lösung der Problematik lässt noch auf sich warten. Der Ethereum Merge kommt jedoch schon nächste Woche.

btc-echo.de