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Digitale Identität – Wie verändern DIDs das Blockchain-Ökosystem?

source-logo  de.beincrypto.com 11 Oktober 2021 10:20, UTC

Die Zukunft der Kryptowährung ist interoperabel. Das wird mit jeder neuen Cross-Chain-Bridge und Layer-2-Einführung deutlicher. Damit sich Kryptowährungen jedoch wirklich zu einem Ökosystem ohne Grenzen entwickeln können, sind dezentralisierte Identifikatoren (DIDs) ein wichtiger Bestandteil.

DIDs sind Identifikatoren, die überprüfbare digitale Identitäten von Einzelpersonen, Organisationen, Geräten oder jeder anderen Entität ermöglichen. Und das alles auf einer genehmigungsfreien Basis.

Diese unabhängigen IDs können Betrug verhindern, indem sie eine Identität verifizieren, ohne auf die zugrunde liegenden Daten zugreifen zu müssen. Durch die Erweiterung der Interoperabilität ermöglichen diese benutzergesteuerten IDs alle Arten von Innovationen. Sowohl für Unternehmen als auch für Verbraucher, ohne Abstriche bei der Sicherheit zu machen.

Im Rahmen meiner laufenden Forschung habe ich mich auf die Entwicklung eines gemeinsamen Standards konzentriert. Dieser könnte beim Aufbau der Identity of Things für die Blockchain verwendet werden. Sobald unsere Community einen klaren Rahmen von Standards erarbeitet hat, werden wir das volle Potenzial der Blockchain-Interoperabilität über Menschen, Plattformen und Geräte hinweg ausschöpfen.

Eine kurze Einführung in DIDs

Die digitale Identität ist die eindeutige Repräsentation einer Person, eines Unternehmens, eines IoT-Geräts oder eines anderen autonomen Akteurs. Damit die digitale Identität autorisierungsfrei funktioniert, benötigt sie dezentrale digitale Identifikatoren (DIDs). Dabei handelt es sich um eindeutige Zeichenfolgen (oder Token), die eine Entität identifizieren, ohne dass ein zentrales Register erforderlich ist. 

Diese DIDs wurden von der W3C Decentralized Identifier Working Group entwickelt und sind überprüfbare, digitale Identifikatoren. In Kombination mit verifizierbaren Zugangsdaten schaffen DIDs eine portable digitale Identität, die individuelle Datenkontrolle verbessert und zentralisierte Identitätsgeber überflüssig macht.

DIDs haben vier Merkmale, die die Interoperabilität beeinflussen: 

  1. Die Rückübertragung der digitalen Identität und den damit verbundenen Daten an den Identitätsinhaber mittels Public-Key-Kryptografie. Eine solche Änderung des Identitätseigentums stellt einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise dar, wie Menschen ihr digitales Leben erleben. 
  2. Einheitliche Darstellung der digitalen Identität für Personen und nicht-personenbezogene Entitäten (z. B. IoT-Geräte). Dies vereinfacht die Identitätsverwaltung und erleichtert die Interaktion zwischen Menschen und intelligenten Objekten. 
  3. Entwicklung im Hinblick auf den Datenschutz, um das Risiko eines Informationsverlustes für Identitätsinhaber zu verringern. 
  4. Basierend auf offenen Standards und Spezifikationen, die ein großes Potenzial für Interoperabilität und Portabilität bieten.   

Wir haben gezeigt wie DIDs eine fälschungssichere Authentifizierung, belegbare Authentizität und eine berechtigungsfreie Verifizierung ermöglichen. Nun wollen wir uns ansehen, was DIDs dem Blockchain-Ökosystem hinzufügen.

DIDs und die medizinische Versorgungskette 

Die Verwendung der Blockchain in Lieferketten ist eine der besten Einsatzmöglichkeiten für DIDs. In Kombination mit der Unveränderlichkeit von fälschungssicheren Daten ermöglichen DIDs mehreren Beteiligten die nahtlose Verfolgung von Artikeln in selbst den komplexesten Lieferketten.

In einer typischen Asset-Tracking-Anwendung kann jeder, der an der Lieferkette beteiligt ist, eine DID erstellen und sie im System registrieren. Stakeholder, die sich Transportverträge teilen, können diese DIDs dann für verschiedene Zwecke verwenden. Dazu gehören z.B. Vereinbarungen zwischen Maklern und Spediteuren, Ladungsangebote, Frachtscheine usw. Darüber hinaus können sie auch den Status von physischen Gütern auf zuverlässige Weise kommunizieren. 

Werden IoT-Geräte genutzt, um Echtzeitinformationen von Assets darzustellen, können die IoT-Daten auch über einen DID-basierten Autorisierungsmechanismus mit den Beteiligten geteilt werden. Das bedeutet, dass jeder von der Echtzeittransparenz profitiert, ohne dass Dutzende von Konten und Berechtigungen erstellt werden müssen. 

Mobilität 

In der Automobilindustrie werden DIDs von der Mobility Open Blockchain Initiative (MOBI) als Fahrzeugidentität der nächsten Generation (VID) vorangetrieben, die die Mobilität digital revolutionieren wird.

Mit der Einführung der VID wird der digitale Zwilling eines Fahrzeugs geschaffen. Das ermöglicht es, ein Auto nahtlos mit der straßenseitigen Infrastruktur, anderen Fahrzeugen und einer Vielzahl von Transportdiensten zu verbinden. Damit wird eine solide Grundlage für den Aufbau eines transparenten, interoperablen und kollaborativen Verkehrsökosystems geschaffen. 

Zu den Problemen, die durch DIDs in der Mobilität gelöst werden, gehört beispielsweise der Betrug mit dem Kilometerzähler, der in den Vereinigten Staaten jährlich mehr als 1 Milliarde Dollar kostet. Stell dir vor, jeder Kilometerzähler hätte seine eigene DID, die mit einer bestimmten Fahrzeugnummer (VIN) in der Blockchain verknüpft ist. So ließe sich leicht nachweisen, dass ein Kilometerzähler original und unverändert ist.

Eine weitere Herausforderung ist der verlässliche Nachweis von Herkunft und Zustand. Eine vollständige, überprüfbare Momentaufnahme des Fahrzeugzustand wäre mit DID-fähigen Urkunden möglich. Diese würden dann mit Echtzeitdaten aus den IoT-verbundenen Teilen eines Fahrzeugs verbunden werden, wie z. B. Emissionsdaten, Wartungshistorie und verbleibende Nutzungsdauer. 

Die Fahrzeugidentität ist auch eine Voraussetzung für fahrzeuginterne Transaktionen. Sie macht Mautzahlungen, berührungslose Zahlungen beim Tanken und Aufladen der Batterie und sogar die automatische Abrechnung am Drive-Thru möglich. 

DIDs und DeFi für Geräte

Geräte werden letztendlich die Hauptnutzer der Blockchain sein. Um an der vernetzten Welt teilzuhaben, benötigen sie daher eine Identität. Menschen benutzen Wallets, interagieren mit anderen Entitäten und erbringen Dienstleistungen im Austausch gegen Zahlungen. Auf die gleiche Weise müssen diese Geräte wie z.B. Drohnen, autonome Fahrzeuge oder sogar Verkaufsautomaten arbeiten, und zwar ohne menschliches Zutun.

Innerhalb der Maschinenindustrie wird es M2M-Kommunikationsszenarien (Machine-to-Machine) geben. Wenn intelligente Geräte miteinander kommunizieren, benötigen sie eindeutige DIDs, die in der Blockchain registriert sind. Durch das Anbieten von Dienstleistungen über DID-Dokumente werden Maschinen zu Wirtschaftsakteuren und tauschen auf sichere Weise Werte aus. Auf dieser Basis könnten auch groß angelegte, dezentrale und autonome IoT-Anwendungen ins Auge gefasst werden.

Versicherungen   

DIDs sind auch ein zentraler Baustein der nächsten Generation von digitalen Versicherungsverträgen und Risikotransfer-Produkten. Mit DIDs können Menschen an dezentralen autonomen Organisationen (DAO) im Stil von Versicherungsgenossenschaften teilnehmen, um Risiken mit anderen Gleichgestellten zu teilen. Dies könnte eine Lösung für die steigenden Versicherungsrisiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel sein und die Art und Weise verändern, wie Gemeinschaften sich versichern und ihr Vermögen schützen. 

Die Versicherungsbranche im weiteren Sinne kann auch von der Nutzung von Daten-Orakeln wie Chainlink zusammen mit digitalen Asset-Trackern wie Pebble profitieren. Die Kombination verbessert die Versicherung auf der Grundlage von überprüfbaren realen Daten. Was passiert zum Beispiel, wenn zwei Fahrzeuge in einen Unfall verwickelt sind und ein Fahrer den Unfallort verlässt? Oder wie wäre es mit Hurrikan-Daten, die über die Schadenansprüche Auskunft geben. Oder sogar die automatische Einreichung eines Schadens im Namen des Hausbesitzers auf der Grundlage von überprüfbaren Daten, die in der Blockchain gespeichert sind.

Ein Blick in die Zukunft

Da die Kryptoindustrie und die Blockchain-Technologie einer strengeren behördlichen Prüfung unterzogen werden, könnten DIDs eine Schlüsselkomponente für die Akzeptanz im Mainstream sein. Angesichts der Tatsache, dass Big Tech weiterhin seinen Gatekeeper-Status missbraucht und verhindert, dass Nutzer Daten zwischen Plattformen verschieben, würden DIDs die Interoperabilität in großem Maßstab erleichtern. 

Selbst wenn es mehrere DIDs gibt (was sowohl wahrscheinlich als auch wünschenswert ist), würden diese digitalen Identitäten Reibungspunkte verringern und die Nutzung des gesamten Blockchain-Ökosystems erleichtern. Infolge des zusätzlichen Schutzes der Privatsphäre, der Sicherheit und der Selbstsouveränität wären die Nutzer in der Lage, nahtlos zwischen den Plattformen zu navigieren, wie es heute nicht denkbar ist. 

Mit Blick auf die nächste Milliarde Nutzer müssen wir der globalen Nutzbarkeit Vorrang vor dem Schutz des Ökosystems einräumen. Erst wenn wir eine interoperable digitale Identitätsschicht geschaffen haben, können wir die nächste Welle der Blockchain-Transformation einleiten. Nämlich Daten aus der realen Welt auf der Blockchain.

Ob es sich um einen “proof of presence” für Lieferketten und reale NFTs, einen “proof of safe-handling” für Versicherungsverträge oder einen “proof of temperature” für Lieferkonflikte handelt, DIDs werden einen enormen Wert unter den Milliarden von Geräten in der vernetzten Welt schaffen.

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