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Die Pandora Papers zeigen den Wert von Bitcoin und Co.

source-logo  btc-echo.de 13 Oktober 2021 07:00, UTC

Die Pandora Papers haben offenbart, wie reiche Menschen Steuern vor dem Fiskus verstecken. Gleichzeitig untermauern die Datenleaks den Wert von Kryptowährungen als transparente Zahlungsmittel.

Es ist einer der größten journalistischen Coups der Geschichte, der dem Recherchenetzwerk International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) gelungen ist. Dank eines Datenleaks im Umfang von 2,94 Terabyte konnten 600 Journalistinnen und Journalisten rund 12 Millionen Dokumente von insgesamt 14 Offshore-Dienstleistern sichten. Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, ihren zumeist äußerst wohlhabendenKunden bei Steuervermeidung, Steuerhinterziehung und in einigen Fällen sogar bei Geldwäsche zu unterstützen. Durch die Pandora Papers sind so etwa 29.000 Fälle bekannt geworden, bei denen Vermögen verschleiert wurde.

Zur Klientel dieser Firmen zählt dabei das Who’s who der Prominenz: von Sängerin Shakira, über den ehemaligen britischen Premierminister Tony Blair, bis hin zu Machthabern wie dem jordanischen König Abdullah II. oder dem autoritären Präsidenten Aserbaidschans Ilham Älijew. Über Firmengeflechte sollen sie ihr Vermögen unter anderem in Immobilien auf der ganzen Welt investiert haben.

Erste Konsequenzen aus den Pandora Papers zeigten sich bereits in Tschechien. Inmitten der Parlamentswahlen wurde öffentlich, dass Ministerpräsident Andrej Babiš über ein kompliziertes Unternehmenskonstrukt ein Schloss in Frankreich gekauft haben soll. Der Vorgang war insofern interessant, als Babiš seinen Vorgänger wegen eben solcher Methoden anprangerte. Die Wählerschaft strafte den 67-Jährigen daraufhin bei den Parlamentswahlen ab und vergaben eine klare Mehrheit an die Opposition.

Narrativ von Regulierungsbehörden bröckelt durch die Pandora Papers

Natürlich muss man klar zwischen Steuerhinterziehung und Steuervermeidung differenzieren. Während ersteres ganz klar einen Rechtsbruch darstellt, ist letzteres zwar moralisch verwerflich, aber eben nicht illegal. Dennoch zeigen die Pandora Papers die Doppelmoral, die einzelne politische Akteure an den Tag legen, wenn es um die Begleichung von Steuern geht. Vor allem, wenn man sich vor Augen führt, wie jene Personen in anderen Bereichen, wie dem Krypto-Markt, Argumente der Geldwäsche oder der Steuerhinterziehung anführen, um die Chancen, die sich dadurch bieten, kriminell zu framen. So ließ US-Finanzministerin Janet Yellen im Februar verlauten:

Auch der Missbrauch von Kryptowährungen und virtuellen Vermögenswerten ist ein wachsendes Problem. Ich sehe das Versprechen dieser neuen Technologien, aber ich sehe auch die Realität: Kryptowährungen wurden dazu benutzt, die Gewinne von Online-Drogenhändlern zu waschen; sie waren ein Werkzeug zur Finanzierung des Terrorismus.

US-Finanzministerin Janet Yellen

Es ist völlig klar, dass ein aufkeimender Markt solide Rahmenbedingungen braucht, innerhalb derer er operieren kann. Nicht zuletzt, um die Mehrheit der Gesellschaft von seinem Nutzen zu überzeugen und Anleger vor Betrug zu schützen. Natürlich ist es derzeit noch möglich Steuern mittels Bitcoin und Co. zu verschleiern, weil die Möglichkeiten der Nachverfolgung durch Behörden aktuell noch begrenzt sind. Hier rüsten Staaten aber bereits auf. Der Internal Revenue Service (IRS) in den USA forderte Anfang Juni eine Budgeterhöhung um 1,2 Milliarden US-Dollar, um unter anderem Krypto-affines Personal und neue Nachverfolgungs-Tools zu schaffen. Für das Infrastrukturprogramm von Präsident Biden sind Steuern aus Kryptowährungsgeschäften eine wichtige Finanzstütze. Und auch die EU gründete erst vor Kurzem eine neue Anti-Geldwäsche-Einheit (AMLA) mit Fokus auf Krypto-Transaktionen. Gleichzeitig gehen denselben Institutionen jedes Jahr Unsummen an Fiatgeld durch die Lappen.

Mit Hinblick auf das Ausmaß der Pandora Papers scheint das kriminelle Narrativ staatlicher Institutionen gegenüber Kryptowährungen jedoch zu bröckeln. Zwar kann man nicht mit Sicherheit sagen, wie hoch der Anteil hinterzogener Steuern im Krypto-Space tatsächlich ist – wohl aber den Anteil von illegalen Krypto-Transaktionen bestimmen.

Anteil krimineller Krypto-Transaktionen 2020 rückläufig

Chainalysis veröffentlichte im Februar einen Report, in dem die Analysefirma den Anteil krimineller Krypto-Transaktionen dem Gesamtvolumen aller Überweisungen im Space gegenüberstellte. Insgesamt verzeichnete das US-Unternehmen einen Rückgang aller illegalen Transaktionen auf 0,34 Prozent, etwa 10 Milliarden US-Dollar. Mit Hinblick auf Geldwäsche liefen die Fäden bei wenigen Anbietern zusammen, die Behörden gezielt bekämpfen sollten.


Anteil und Volumen illegaler Krypto-Transaktionen von 2017 bis 2020, Chainalysis Crypto Crime Report 2021.

Vergleicht man diese Zahlen mit den Summen, die auf Offshore-Konten gelagert sind, wird deutlich, worauf Behörden verstärkt den Fokus setzen sollten. Laut Schätzungen des Tax Justice Network, einer NGO, die sich dem Kampf gegen Steuerbetrug verschrieben hat, liegt das Volumen, das Regierungen jährlich durch Steuervermeidung und Steuerhinterziehung verlieren, bei 427 Billionen US-Dollar. Gegenüber Fortune schätzte CEO Alex Cobham den Anteil auf Offshore-Konten auf bis zu 32 Billionen US-Dollar. Das ist aktuell das 32-fache der Marktkapitalisierung von Bitcoin und knapp das 16-fache der Marktkapitalisierung des gesamten Krypto-Markts.

Zudem gaben die FINCEN Files einen Hinweis darauf, wie namhafte Banken zwielichtigen Kunden dabei halfen, Gelder zu waschen. Durch den Leak gelangte ein Volumen von knapp 2 Billionen US-Dollar an die Öffentlichkeit.

Bitcoin und Co. profitieren von den Pandora Papers

Was aber kann man aus den Pandora Papers für den Krypto-Space positives mitnehmen? Es ist vor allem eines – Transparenz. Während die Offshore-Geflechte von Superreichen für Regulierungsbehörden nur mühselig durchzublicken sind, werden bei Bitcoin alle Transaktionen im Netzwerk gespeichert. Jeder kann diese einsehen. Unter Zuhilfenahme von On-Chain-Tracking-Programmen kann man mit ein bisschen Fleißarbeit jede Zahlung zurückverfolgen. Zudem entsprechen die KYC-Anforderungen der meisten Krypto-Anbieter heutzutage internationalen Standards. Unter diesen Gesichtspunkten ist die Befürchtung einiger Regulatoren, Kryptowährungen brächten Offshore-Methoden für jedermann, schlichtweg falsch. Was reiche Menschen mithilfe von Offshore-Firmen und zwielichtigen Banken erreicht haben, lässt sich durch den einfachen Durchschnittsbürger mittels Kryptowährungen nicht replizieren.

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