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Mehr Bitcoins auf Avalanche-Blockchain als im Lightning-Netzwerk

source-logo  bitcoinblog.de 24 Januar 2023 13:45, UTC

Bitcoin skaliert nicht onchain, sondern durch höhere „Layer“ – aber nicht so, wie von der Bitcoin-Szene geplant. Dass nun schon mehr Bitcoins auf der Avalanche-Blockchain stecken als im Lightning-Netzwerk ist bezeichnend. Ideologiefreien Bitcoinern sollten jubeln.

Die Smart-Contract-Blockchain Avalanche erlaubt es seit Juni 2022, Bitcoins über eine „Brücke“ (bridge) auf die Avalanche-Blockchain aufzuspielen. Nach nur etwas mehr als einem halben Jahr befinden sich bereits 5.598 Bitcoins auf der Avalanche-Blockchain – mehr als im Lightning-Netzwerk, in dem sich lediglich 5.300 Bitcoin befinden.

BTC.b is now larger than Lightning network Bitcoin capacity of 5000BTC. This is tremendous achievement as @avalancheavax community to exceeded in short time span what LN did in 5 years.
Long way to go. Big salute to entire Avalanche team, community and devs. Salute👏 pic.twitter.com/0kAhpfwU1y

— Jony.Sarker.AVAX 🔺 | 🌊📘 (@jonycsarker) January 14, 2023

„Das ist eine gewaltige Errungenschaft von der Avalanche Community. Wir haben in kurzer Zeit mehr erreicht als Lightning in fünf Jahren,“ jubelt Avalanche-Fan Jony Snarker.

Ist Lightning gescheitert?

Das könnte nun natürlich Anlass zum Hohn geben: All die tausend Artikel über Lightning, die vielen Hackdays, die permanente Werbung aus der Bitcoin-Community, der Einsatz auf Konferenzen, fünf Jahre Entwicklung, Community-Buildung und so weiter – und dann zieht Avalanche ohne diesen ganzen Pomp in grade mal sechs Monaten vorbei?

Tatsächlich wirft das die eine oder andere Frage auf, die Lightning-Fans lieber nicht hören wollen. Scheitert Lightning dabei, eine kritische Masse zu erreichen? Ist Lightning für Nutzer so unkomfortabel, dass es niemand außerhalb eines harten Kreises als Zahlungsmittel verwendet? Sind die Rendite eines Lightning-Nodes so gering, und das Risiko so hoch, dass Bitcoin-Holder ihre Coins lieber auf andere Blockchains bringen, wo sie durch Smart Contracts besser verdienen?

Man sollte all das fragen, und eventuell auch eine kritische Bestandsaufnahme wagen, ob Lightning nicht schlicht und ergreifend daran scheitert – oder gescheitert ist – eine Nutzererfahrung zustande zu bringen, die außerhalb einer Hardcore-Szene tragfähig ist.

Nicht die schlechteste L2

Eines sollte man aus der Nachricht aber ganz und gar nicht herauslesen: eine Niederlage Bitcoin, und ein Sieg von Avalanche und anderen Blockchains.

Denn das Gegenteil trifft zu: Bitcoin gewinnt, nicht nur auf der eigenen Blockchain, nicht nur im Lightning-Netzwwerk, sondern im ganzen Ökosystem – und Bitcoin skaliert, nicht wie von langer Hand geplant, wie mit Lightning, sondern dynamisch, flexibel und am Markt. Es passiert!

Die Avalanche-Bridge ist dabei nicht die schlechteste Layer-2 für Bitcoin. Bei dem Verfahren werden Bitcoins auf einer Bitcoin-Wallet hinterlegt und als Token auf der Avalanche-Blockchain abgebildet. Dabei gibt es einerseits eine Anwendung in einer Intel Software Guard Extension (SGX), welche die sichere Ausführung der Operationen erlaubt, ohne dass eine Partei Zugang zu den Schlüsseln hat. Um Bitcoins auf der Avalanche Blockchain zu erschaffen benötigt die SGX aber die Zustimmung der „Wardens“, derzeit acht Unternehmen aus dem Avalanche-Ökosystem, ebenso, wenn die Token auf der Avalanche-Blockchain eingeschläfert und auf der Bitcoin-Blockchain wieder ausgezahlt werden.

Das System ähnelt sehr stark der Liquid-Sidechain von Blockstream und ist unterm Strich etwas weniger vom guten Willen dritter Parteien abhängig. Ein wichtigerer Unterschied liegt nicht in der Technologie, sondern in der ideologischen Einfärbung: Die Bitcoin-Community im engeren Sinn liebt Liquid, da es von Bitcoin-Entwicklern gebildet wird, aber verabschäut andere Blockchains wie Avalanche. Andersherum dürfte die „Web3“-Community einem Projekt von Blockstream mit reichlich Misstrauen begegnen.

Der größte Unterschied zwischen Avalanche und Liquid liegt jedoch im Ökosystem. Während Liquid ein weitgehend totes Ökosystem ist – zwischen Juni 2022 und Januar 2023 stieg die Anzahl von Bitcoins auf Liquid von 3.561 um sagenhafte sechs LBTC auf 3.567 – ist Avalanche eine quicklebendige Web3-Blockchain, in der ein vitales, hungriges Ökosystem von DeFi, Smart Contracts und NFTs entsteht. Man kann mit seinen Bitcoins auf Avalanche sehr viel interessantere Sachen erleben als auf Liquid.

Bitcoin skaliert auf vielen Ketten

Avalanche ist nicht die einzige Web3-Blockchain, die Bitcoins tokenisiert hat. Die WBTC auf Ethereum sind mit mehr als 180.000 WBTC die mit weitem Abstand größte Layer-2 von Bitcoin, gefolgt von rund 13.000 Bitcoins auf der BNB-Blockchain. Neben WBTC bringt Ren gut 4.500 Bitcoins auf Ethereum, sBTC und TBTC gut 440 bzw. 330. Mit 3495 Bitcoins hat sich auch die RSK-Sidechain aus Argentinien als Layer-2 etabliert.

Bitcoin, kann man nur feststellen, skaliert nicht allein auf der Bitcoin-Blockchain oder mit Lightning. Vielmehr skaliert Bitcoin über ein ganzes Ökosystem anderer Blockchains – und erhält nebenbei Zugang zu Smart Contracts, Token und DeFi-Marktplätzen. Bitcoin selbst kann, wie manchmal gefordert, vollkommen entspannt verknöchern und zuschauen, wie es ohne eigenes Zutun ganz von selbst skaliert.

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