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BTC-Jahresrückblick: Das war das Jahr 2022 für Bitcoin

source-logo  btc-echo.de 26 Dezember 2022 05:15, UTC

MiCA, Terra (LUNA), FTX: Selbst für Krypto-Verhältnisse war das Bitcoin-Jahr 2022 ein spektakuläres. Wir lassen das vergangene Bitcoin-Jahr Revue passieren – und blicken optimistisch auf 2023.

Wer am 1. Januar 2022 in Bitcoin investiert hat, hat kein gutes Geschäft gemacht. Denn seit Jahresbeginn hat Orange Coin rund 64 Prozent an Wert verloren. Damit tütet die älteste Kryptowährung die zweitschlechteste Jahresperformance seit seiner Genese ein. Ein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken? Mitnichten! Auch 2022 ist der Sektor fundamental gewachsen und langfristig um Risiken ärmer geworden – wenn etwa FTX etwas Gutes mit sich bringt, dann doch die Erkenntnis, dass so manche Exchange nicht besser als unregulierte Offshore-Banken und Selbstverwahrung am Ende sinnvoll ist. Aber der Reihe nach.

Bitcoin 2022: Das erste Quartal

Für Permabullen wie PlanB war bereits das Bullenjahr 2021 eine Enttäuschung, hatte der vormals gefeierte BTC-Analyst der Anlegerschaft doch 100.000 US-Dollar je Bitcoin für Ende 2021 versprochen. Im Januar 2022 war klar: Das Stock-to-Flow-Modell (S2F) ist gescheitert.

Neben PlanB versprach auch El Salvadors umstrittener Präsident Nayib Bukele das Blaue vom Himmel. "100.000 USD in 2022? Auf jeden Fall!" Doch auch diese Kursprognose scheitert krachend, wie ein Blick aufs Tableau zeigt.

Es gilt mehr denn je: Bitcoins Volatilität ist unberechenbar.

Solo-Miner findet Bitcoin-Block

Doch auch 2022 gab es sie noch: die guten Nachrichten. So hatte im Januar ein Solo-Miner mit nur 126 Terra-Hashes das Kunststück fertiggebracht, einen gültigen Bitcoin-Block aus dem Informatiknebel zu ziehen. Wenn man bedenkt, dass der Miner rund 0,00005 Prozent der Gesamthashrate von aktuell 263 Exahashes pro Sekunde innehatte, grenzt die Tat an ein statistisches Wunder. Wir sagen: Glückwunsch zum Fund von der Nadel im Heuhaufen!

Terra Foundation wird zum Vize-Satoshi

Und dann gab es im ersten Quartal 2022 noch Nachrichten, die sich im Nachgang wie Vorboten der Apokalypse lesen. Am 31. März berichteten wir über den massiven Zukauf von Bitcoin-Reserven, die in die Absicherung des als bombensicher beworbenen Stablecoin-Konstrukts Terra (LUNA) fließen sollte. Insgesamt 10 Milliarden US-Dollar in BTC hatte die nun in Konkurs geratene Luna Foundation in digitales Gold investiert und hob sich damit auf Rang zwei der größten Bitcoin Hodler aller Zeiten – gleich nach Satoshi Nakamoto.

Bitcoin 2022: Das zweite Quartal

Wie knapp Bitcoins Angebotsmenge bemessen ist, zeigt ein Blick in den April. Denn am 1. April dieses Jahres erblickte der 19-millionste BTC das Licht der Welt. Mittlerweile sind 19,235 Millionen BTC in Umlauf – und damit wurden 91,6 Prozent alle BTC bereits geschürft. Es wird noch etwa 118 Jahre dauern, bis die restlichen 9,4 Prozent aller Coins gefunden werden.

VR Bank Bayern Mitte geht progressive Wege

Dass First Mover bei der immer knapper werdenden Angebotsmenge im Vorteil sind, hat auch die VR Bank Bayern Mitte verstanden. Als erste Volksbank des Landes integriert das Geldhaus Bitcoin in sein Geschäftsmodell. Neben einer eigenen Verwahrlösung können Kunden auch direkt in Bitcoin investieren. Außerdem kann man sich bei persönlichen Gesprächen mit einem Bankberater fachkundig über Bitcoin informieren; BTC-ECHO hat den Dienst getestet.

Das Terra-Luna-Debakel

Das Fiasko um das gescheiterte Stablecoin-Ökosystem hat nicht nur den Krypto-Sektor über Wochen beschäftigt. Die Schockwellen vom Einbruch des hauseigenen Stablecoins UST sowie dem Ökosystem-Coin LUNA, der dessen Stabilität eigentlich garantieren sollten, gingen weit über die Welt der Kryptowährungen hinaus. Aber was war da eigentlich passiert?

Am 10. Mai titelte BTC-ECHO erstmals, dass der Terra Stablecoin UST im Zuge von massiven Kursverlusten von Bitcoin und Co. seine Bindung an den US-Dollar verliert. Zeitweise handelte der Coin nur noch bei 0,66 US-Dollar, obwohl eine Parität von eins zu eins an den US-Dollar anvisiert war.

Doch das Schlamassel war damit längst nicht vorüber. Im Gegenteil: Denn anstatt sich zu kondolieren, brach der Kurs des Coins, der sowohl mit den gigantischen Bitcoin-Reserven als auch mit den LUNA Coins in der Schatzkammer der Foundation abgesichert werden sollte, weiter ein. Letztlich wurde die Struktur des Coins dem Konstrukt zum Verhängnis. Denn sobald UST unter einem US-Dollar handelt, wurden automatisch LUNA Coins gemintet, sodass der Kurs der Kryptowährung binnen kürzester Zeit so massiv verwässert wurde, dass er quasi wertlos wurde.

Zwar versuchte Terra-Chef Do Kwon mittels Coin Burnings noch gegenzusteuern. Doch das Chaos war nicht mehr zu verhindern. Das Ergebnis: Milliarden an Wert waren vernichtet, Anleger:innen verloren bisweilen ihr gesamtes Vermögen und eine Top-10-Kryptowährung war quasi über Nacht ausgelöscht.

Bitcoin 2022: Das dritte Quartal

Von Sommerloch konnte 2022 keine Rede sein. Willkommen im dritten Quartal unseres Bitcoin-Jahresrückblicks – in dem wir dringend über MiCA reden müssen.

Aufatmen in Krypto-Europa: Die EU beschließt am 1. Juli dieses Jahres mit der MiCA-Regulierung (Markets in Crypto Assets) ein umfangreiches Regelwerk für den Handel mit Bitcoin und Co. in Europa. Aufatmen deshalb, weil das EU-Parlament dem recht unregulierten Sektor zwar ein engeres Korsett überstülpt, dafür aber auf einen umstrittenen Passus verzichtet hatte, der den Handel mit Proof-of-Work-Kryptowährungen wie Bitcoin ab 2025 innereuropäisch faktisch verboten hätte.

MiCA gilt als wichtiger Schritt, Krypto-Dienste in Europa einem einheitlichen Regelwerk zu unterstellen. So enthält es etwa Paragrafen, die die Herausgabe von Stablecoins und deren Reserven regeln.

BTC-ECHO hat den EU-Abgeordneten Rasmus Andresen (Grüne) und BTC-Verbots-Verfechter im exklusiven Podcast-Interview getroffen.

Three Arrows Capital (3AC) ist offiziell pleite

Die Kurskapriolen des Krypto-Sektors fordern im Sommerloch die nächsten Opfer. Mit Three Arrows Capital (3AC) geht ein bis dato recht unscheinbarer, aber im Nachgang durchaus systemrelevanter Hedgefonds pleite. Die Insolvenz des von Kyle Davies und Krypto-Influencer Su Zhu betriebenen Krypto-Fonds dient retrospektiv betrachtet freilich als Vorbote für noch viel größere Verwerfungen am Bitcoin- und Krypto-Markt und offenbart die enge Verquickung der Krypto-Konzerne untereinander.

Kraken-CEO Jesse Powell tritt zurück

Am 21. September dieses Jahres verkündet das unter Bitcoiner:innen beliebte Krypto-Urgestein Jesse Powell seinen Rücktritt als CEO von Kraken. Dem Rückzug vorausgegangen waren Kontroversen um seinen Führungsstil, die ein Bericht in der New York Times befeuert hatten. Als bekennender Libertärer gilt Powell als erklärter Gegner einer "woken" Unternehmenskultur.

Bitcoin in El Salvador – ein Jahr danach

Im September dieses Jahres war so weit: Das Bitcoin-Gesetz in El Salvador jährte sich zum ersten Mal. Zur Erinnerung: als erstes Land der Welt führte das zentralamerikanische Land BTC als gesetzliches Zahlungsmittel ein. Bitcoin ist damit auf derselben Stufe wie der US-Dollar.

Doch so richtig wollen die Bemühungen des bullishen Staatspräsidenten nicht fruchten. Die einzige belastbare Studie zu dem Thema taxiert den Bitcoin-Anteil der täglichen Bezahlungen auf gerade einmal 4,9 Prozent.

Doch Nayib Bukele, der entgegen der Verfassungsordnung des Landes eine zweite Amtszeit anstrebt, steckt den Kopf nicht in den Sand und hält an seinen Zukunftsplänen fest. Dass sich das Bitcoin-Gesetz erst in der langen Frist ausspielen wird, ist für Dr. Alex von Frankenberg ohnehin klar, wie er im BTC-ECHO Podcast erklärt.

Bitcoin 2022: Das vierte Quartal

Wenn es im Bitcoin-Jahr 2022 ein bestimmendes Thema gegeben hat, dann war es die prekäre Lage am Mining-Markt. Denn während die Hashrate, also die Leistung und Kosten, die die Miner in die Sicherheit des Netzwerks investieren, in vergangenen Bärenmärkten proportional zum Kursverlust sank, verhielt sie sich 2022 ziemlich atypisch. Für lange Zeit jagte die Hashrate ein Allzeithoch nach dem anderen – während Bitcoin zeitweise auf Tiefstände viel, die man zuletzt 2020 gesehen hatte.

Durch die Bank weg mussten große, börsennotierte Mining-Unternehmen daher massive Quartalsverluste melden. So mancher steht bereits vor dem Aus.

Grund für den ungewöhnlichen Anstieg der Hashrate bei sinkenden Kursen waren vorangegangene Investitionen der Miner aus dem Bullenjahr 2021. Damals nahmen Core Scientific und Co. regelrechte Schuldenberge auf, um ihr ASIC-Arsenal aufzustocken. Doch die nun gesunkene Hashrate zeigt: So mancher Miner hatte sich verspekuliert und droht nun in die Insolvenz zu rutschen.

Wer tiefer einsteigen möchte, kann gerne ein Blick in Ausgabe 66 des BTC-ECHO Magazins werfen. Dort unterziehen wir den Mining-Sektor einer umfassenden Analyse – und zeigen, welche Mining-Aktien sich jetzt noch lohnen.

FTX: Niedergang einer Milliardenbörse

Dass ein Jahr wie dieses mit einem Knall enden muss, sollte eigentlich niemanden überraschen. Dass es aber ausgerechnet die viertgrößte Bitcoin-Börse der Welt war, die obendrein vom ehemaligen Posterboy in Regulierungsfragen geführt war, hat dann doch für ein mittelgroßes Erdbeben in Bitcoin-Land geführt – und die sich anbahnende Kurserholung jäh gestoppt. Was war passiert?

Am 2. November dieses Jahres veröffentlichte Coindesk geleakte Unternehmensbilanzen von Alameda Research, einem Unternehmen, das ebenfalls von FTX-Gründer Sam Bankman-Fried gegründet wurde. Die Folge war fatal. Schließlich beweisen die Dokumente unlautere Verquickungen zwischen den beiden Unternehmen, die eigentlich getrennte Entitäten sein sollten.

Der Verdacht, dass FTX Kund:innengelder an die Trading-Firma Alameda Research verliehen hatte, lag im Raum. Und er erhärtete sich. Nur wenige Tage später waren sowohl Alameda Research als auch FTX insolvent und ihr Gründer Sam Bankman-Fried wartet auf seine Auslieferung in die USA, wo ihm bis zu 115 Jahre Gefängnis drohen.

Der Fall ist selbst im Krypto-Sektor beispiellos und nur vergleichbar mit Schock-Events wie der Hack der einstmals größten Bitcoin-Exchange Mt.Gox. Die Folgen werden wohl auch das kommende Jahr prägen.

Fazit

Trotz aller Unkenrufe: Das Bitcoin-Jahr 2023 dürfte ein vielversprechendes werden. Denn einerseits zeichnet eine Verbesserung der makroökonomischen Situation ab. So mancher Marktbeobachter spricht beispielsweise bereits von "Peak Inflation" und stellt eine Lockerung der restriktiven Geldpolitik der Notenbanken in Aussicht. Das könnte auch bullishe Impulse in Richtung Bitcoin-Markt senden.

Andererseits ist 2023 das Jahr vor dem Bitcoin Halving. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Kursbewegungen nicht erst mit dem Halving erfolgen, sondern bereits im Vorfeld in Antizipation dessen ausgelöst werden.

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