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Die tiefsten Tiefen im Jahr 2022

source-logo  bitcoinblog.de 15 Januar 2022 05:00, UTC

Die Jahreseröffnung 2022 ergründet die bullischen und bärischen Szenarien für dieses Jahr. Heute schauen wir uns an, welche Ereignisse und Trends einen Bärenmarkt befeuern können.

Wir haben bereits diskutiert, was für einen Bullenmarkt der steigenden Zahlen spricht und was für einen Bärenmarkt der fallenden Preise. Heute ändern wir das Spiel ein wenig:

Wir gehen davon aus, dass es zu einem Bärenmarkt kommt. Die Kurse fallen erstmal, ob für einige Monate oder für mehrere Jahre. Was könnte nun passieren? Welche Ereignisse könnten einen Bärenmarkt bestätigen und befeuern, und welche Ereignisse könnte der Bärenmarkt selbst hervorbringen? Gibt es Feedback-Schleifen, in denen die fallenden Preise zu Ereignissen führen, die die Preise weiter fallen lassen?

Wir schauen uns sieben Schreckszenarien an. Jedes einzelne davon könnte den Markt schädigen oder erschüttern, die Kombination von ihnen könnte ein Inferno ausbrechen lassen, wie es die Krypto-Branche noch nicht gesehen hat.

1.) Microstrategy geht pleite

Microstrategy hat seit Mitte 2020 124.391 Bitcoin (derzeit gut 5 Milliarden Dollar) akkumuliert. Bei einer Marktkapitalisierung am Aktienmarkt von etwa Milliarden Dollar hängen Wohl und Wehe der Firma am seidenen Faden des Bitcoin-Kurses. Microstrategy fällt mit dem Kurs von Bitcoin.

Die Wette kann aufgehen, wenn die Kurse steigen. Sie wird aber verlieren, wenn die Kurse über einen längeren Zeitraum und tiefer fallen. Wenn Bitcoin sinkt, sinkt Microstrategy mit.

Ein Absturz von Microstrategy kann eine Rückwirkung auf Bitcoin nehmen: Wer Barreserven in Bitcoin hält, so die Botschaft, verbrennt sich die Finger. Der CEO Michael Saylor hat mit seiner Besessenheit für Bitcoin seine Firma in den Abgrund geführt. Eine der großen Erfolgsgeschichten der letzten Jahre zerlegt sich selbst.

Wenn es dann zur wirklichen Insolvenz käme, hätte dies weitere Folgen für die Märkte: Ein Insolvenzverwalter wäre womöglich gezwungen, mehr als 100.000 Bitcoins zu veräußern.

2.) El Salvador ist mit Bitcoin im Minus und kurz vor dem Staatsbankrott

Anderes Setting, selber Ablauf: El Salvador, das Land, das Bitcoins zur nationalen Währung gemacht hat, rauscht dem Bankrott entgegen.

Präsident Nayib Bukele hat immer wieder auf Twitter großspurig verkündet, dass El Salvador den Dip kauft. Er hatte kurzfristig ein richtiges Händchen, würde aber in einem Bärenmarkt in Bullenfallen tappen. Vermutlich hat Bukeles Bitcoin-Begeisterung das Land bereits jetzt mehr gekostet als eingebracht. Ein langer und harter Bärenmarkt könnte für das kleine, ohnehin schon arme Land unerträglich werden.

Wenn El Salvador dann noch die Weltbank um einen Kredit anpumpen muss, obwohl diese Bukele doch vor den Experimenten mit Bitcoin gewarnt haben, und der dann einen Kniefall vor dem Organ machen muss – dann wäre die symbolische Vernichtung von Bitcoin als Währungsreserve von Nationalstaaten zumindest mittelfristig vollkommen.

3.) Tether platzt

Tether ist ein Evergreen unter den Damokles-Schwertern, die über den Köpfen der Bitcoiner hängen. Solange die Geschäfte gut laufen, solange die Bitcoin-Holdings und die Börse Bitfinex gute Gewinne abwerfen – solange ist die Tether-Deckung insoweit kein Thema, als die Firma die Zahlungsverpflichtungen mehr aus ausreichend erfüllen kann. Und das ist es, worauf es bei einem Stablecoin ankommt.

In einem Bullenmarkt ist es egal. Aber was ist in einem Bärenmarkt? Was, wenn all das stimmt, was Tether-Skeptiker sagen, und Tether nun aufhört, den Markt nach oben zu manipulieren? Trocknet dann die Liquidität aus? Und was, wenn Tether kollabiert, wie auch immer das geschehen soll, und dann plötzlich die Dollar-Liquidität auf den Börsen verschwindet? Die Folgen könnten extrem sein.

Ein Bärenmarkt ist die Voraussetzung dafür, dass Tether kollabiert. Der Kollaps selbst aber könnte den Bärenmarkt in die Eskalation treiben.

4.) Massive Hacks werfen EVM-System zurück

Ein immer größerer Teil des Krypto-Handels findet auf dezentralen Börsen statt, die auf der Basis von EVM (Ethereum und verwandte Blockchains) laufen. Das ist nicht nur extrem nützlich, sondern auch eine Art Beweis dafür, dass Blockchain so gut funktioniert.

Es gab schon oft Hacks von DeFi-Plattformen, ohne dass dies das Ökosystem erschüttert hat. Aber ein kompletter, verheerender Heck, einer, der beispielsweise die gesamte Liquidität in Uniswap oder PancakeSwap oder Sushiswap einfriert – so ein Hack könnte extreme Folgen für die Glaubwürdigkeit von Kryptowährungen als ganzes haben. Er könnte Fortschritte um Jahre hin zurückwerfen, so ähnlich, wie der Kollaps von Mt. Gox dies 2014 getan hat.

Man sollte nicht unterschätzen, welche Gewalt Ereignisse ausüben können, die zunächst nur symbolisch wirken.

5.) Die Regulierung fällt noch härter aus, als erwartet

Die Travel-Rule ist seit einigen Jahren eine schwelende Bedrohung für Bitcoin. Sie wird kommen, aber vermutlich nicht überall gleich streng. Es wird voraussichtlich noch Schlupflöcher geben.

Aber was, wenn nicht? Was, wenn die Eurozone „dicht macht“, ebenso dicht wie Südkorea und Estland es planen? Was, wenn auch noch die USA und südamerikanische Länder nachziehen? Stellt euch vor, man ist tatsächlich schon im „Underground“, wenn man eine eigene Bitcoin-Wallet benutzt, oder wenn man im Browser mit Metamask DeFi-Dapps ansteuert. Dies könnte auf einen Schlag Märkte auslöschen.

Und was wenn weitere Länder Chinas Verbotspolitik folgen? Russland und Indien sind heiße Kandidaten, und wer weiß, vielleicht flüchten sich auch Länder Südamerikas in ein Verbot? Oder gar die EU?

Die Regulierung ist bereits hart. Dennoch kann sie noch unangenehme Überrschungen bereiten. Sie könnte den Weg von Bitcoin zum legitimen Investment-Instrument abschneiden und Krypto zurück in den „Wilden Westen der Finanzen“ 2013/14 werfen – ein Ort, den legitime Finanzinstitutionen nicht mal im Vollkörper-Schutzanzug betreten.

6.) Einhörner werden geschlachtet

Selbst in einem Bullenmarkt scheint es unvermeidlich, dass die einen oder anderen Einhörner geschlachtet werden. Ein ausgemachter Bärenmarkt kann in einem Massaker auf den Wiesen der Einhörner enden.

Mit etwas Pech kann so ein Massaker auch auf die anderen Märkte und Währungen übergreifen. Denn die meisten Entwickler und Gründer von Coins und Token fahren ihre Einnahmen in Bitcoin oder Ether ein, die sie bei einer ICO oder sonst einer Art von Token-Launch eingenommen haben. Sie sind große Holder – und sie werden überproportional bluten.

Ein Massaker der Einhorn könnte die Gründer dazu zwingen, Bitcoin oder Ether zu verkaufen. Vielleicht treten dann noch Sammelklagen von Investoren dazu – das gibt es in Bärenmärkten öfter – und die Gründer sind noch viel schärfer unter Druck.

Oft sind die Teams um Einhorn-Coins „Insider“: Akteure, die entweder schon lange dabei sind oder in den vergangenen zwei Jahren unheimlich viel verdient haben. Sie können es sich erlauben, starke Hände zu sein. Aber was, wenn sie zu tiefe Taschen in den eigenen Coins haben, und die nun abschmieren? Werden sie dann zu zittrigen Händen?

Und welche Finger zittern zuerst? Werden die Gründer ihre eigenen Token halten – aus Treue zum Projekt und zu den Followern – oder doch eher Ether und Bitcoin?

7.) Miner und Strong Hands verkaufen

Je weiter ein Bärenmarkt fortschreitet, umso mehr verwandelt er starke in schwache Hände. Solange man noch 50-fach im Plus ist, hodled es sich leicht durch einen Absturz. Aber was, wenn man nur noch 2 oder 3 oder 5 fach im Plus ist? Wie hoch wird dann die Verlockung, immerhin noch das zu retten, was noch zu retten ist, nur für den Fall dass?

Es heißt, dass die meisten Miner derzeit keine Coins verkaufen. Zum Beispiel die Marathon-Gruppe in den USA. Sie hält mehr als 8.000 Bitcoin und verkauft niemals. Miner bekommen Investmentgeld – oder finanzieren sich aus Rücklagen – und hodlen die Bitcoins. In einem Bullenmarkt funktioniert so was, weil das Geld aus allen möglichen Quellen sprudelt, und man durch die gehorteten Coins Kreditwürdigkeit gewinnt.

Aber wenn die Quellen austrocknen, wenn die Sicherheit für Darlehen schmilzt – dann werden auch die Miner ihre Coins verkaufen müssen, um ihre Stromrechnung zu bezahlen.

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